Vom Abstiegskandidat zum Medaillengewinner
Galten die Bleicheröder zu Saisonbeginn noch als heißer Abstiegskandidat, erspielten sie sich mit einer hervorragenden Leistung die Bronzemedaille. In Bleicherode ist man sich einig, das war eine Saison am Leistungsmaximum!
Der vierte Teil der Rückblickserie lässt die Saison der 1. Herrenmannschaft Revue passieren. Nach dem verdienten Wiederaufstieg in Thüringens Oberhaus stand fest, dass man sich für die bevorstehende Saison verstärken muss, um mit dem hohen Niveau der diesjährigen Landesliga mithalten zu können. Mit Hanjo Hagemeier konnten sich die Bleicheröder einen erfahrenen Lokalmatador ins Boot holen. Mit Hagemeier an der Spitze sollte die Klasse gehalten werden, so das Saisonziel.
Zur Ausgangssituation: Aufgrund der Auf- und Abstiegskonstellationen der vorrangegangenen Spielzeit starteten in dieser Saison elf Mannschaften in der Landesliga. Der Staffelsieger steigt direkt in die Oberliga auf. Der Zweitplatzierte spielt in der Relegation um den Aufstieg. Im Tabellenkeller steigen Platz neun bis elf in die Verbandsliga ab.
Unter der Führung von Kapitän Tim Liebergesell starteten die Schneckenhengste bescheiden. Dabei wog die Auftaktniederlage gegen Staffelfavorit Altenburg (0:9) weniger schwer, als der anschließende Punkteverlust beim direkten Konkurrenten aus Bischleben (5:9). Dennoch ließen sich die Südharzer nicht beirren und drehten den Negativtrend durch entschlossene Auftritte gegen TTC HS Schwarza (9:3) und TTZ Sponeta Erfurt 2 (9:5) um. Dabei erwies sich die mannschaftliche Geschlossenheit als besonderer Trumpf.
Das erste Ausrufezeichen setzte die Bleicheröder Erste in Mühlhausen. Gegen die klar favorisierten Müntzer-Städter fehlten nur Nuancen zum Punktgewinn (7:9). Aufgrund dieser Leistung ging der TTV-6er mit Rückenwind ins Heimspiel gegen den TSV Leimbach. Mit einem souveränen 9:3 Pflichtsieg stockten die Südharzer ihr Punktekonto auf 6:6 Punkte auf. Beim darauffolgenden Heimspiel gastierte der Post SV Zeulenroda in der Bleicheröder Löwentorhalle – nominell ein Duell auf Augenhöhe. Mit einem Achtungserfolg (9:5) gegenüber den Ostthüringern sammelten die Südharzer zwei weitere Big Points im Kampf gegen den Abstieg.
Die eingeplante Niederlage gegen TTZ Sponeta Erfurt 1 (2:9) trug der Stimmung innerhalb der Mannschaft keinen Abbruch. Voller Selbstvertrauen reiste der TTV-6er nach Jena, wo es einen weiteren Sieg zu feiern gab. Beim 9:7 Auswärtserfolg konnte erstmals auch das Entscheidungsdoppel des TTV-Sextetts, welchem im Laufe der Saison noch eine besonders bedeutende Rolle zuteilwerden sollte, positiv auf das Ergebnis Einfluss nehmen. Die letzte Hinrundenbegegnung sollte noch einmal ein besonderes Spiel für die Bleicheröder werden, traf man doch erstmals in einem Pflichtspiel auf den langjährigen Weggefährten und Freund, Jan Zablowski. Nachdem die Bleicheröder schlecht in die Partie gestartet sind, bündelten sie noch einmal die letzten Kräfte, zeigten Kampfgeist und drehten die Partie zu einem versöhnlichen 8:8 Unentschieden. Wiedermals konnte das Entscheidungsdoppel die Begegnung zu Gunsten der Bleicheröder entscheiden.
Mit einer hervorragenden Punkteausbeute von 11:9 Punkten aus Hinrunde stand das Bleicheröder Flaggschiff gefestigt im Ligamittelfeld. Das Abstiegsgespenst verabschiedete sich somit vorzeitig aus Bleicherode. Die Stimmen zum Hinrundenfazit in der Winterpause waren allesamt äußerst positiver Natur.
Zur Rückrunde wollten die Bleicheröder bestenfalls die Leistungen aus der Hinrunde bestätigen. Personell gab es zwei Veränderungen. Tobias Liebergesell tauschte mit Bruder Tim, aufgrund der Einzelbilanzen, die Position. Für Florian Heide rutschte Lennart Czosnyka in die Mannschaft und bildete die neue Nummer sechs. Dieser Wechsel war vor allem eine Entscheidung für die Zukunft. Der 16-jährige Youngster hat sich in den letzten Jahren rasch entwickelt und war nun bereit den Sprung in Thüringenliga zu wagen. Durch das komfortable Hinrundenergebnis bot sich die Möglichkeit für Lennart ohne Erfolgsdruck die neue Liga und die neue Mannschaft kennenzulernen.
Gegen SV Aufbau Altenburg und TTZ Sponeta Erfurt 1 war wiedermal nichts zu holen (jeweils 2:9). Aufgrund der unterschiedlichen finanziellen Voraussetzungen und sportlichen Ziele war ein Vergleich auf Augenhöhe mit diesen Mannschaften ohnehin nicht möglich.
Die Konzentration galt voll und ganz den direkten Konkurrenten aus dem Ligamittelfeld, wenngleich der Blick nach unten nicht gänzlich vergessen wurde.
Gleich bei der ersten Rückrundenbegegnung setzte es einen herben Dämpfer. Gegen das Tabellenschlusslicht, den TSV Leimbach, wurden die Bleicheröder ihrer Favoritenrolle nicht gerecht. Nur das starke Entscheidungsdoppel der Bleicheröder verhinderte den „worst case“ und sicherte zumindest das Unentschieden (8:8). Im Anschluss dieser Partie schwor Teamchef Tim Liebergesell seine Mannen ein, sich nicht auf dem Hinrundenergebnis ausruhen zu lassen- und die klare Ansage trug Früchte. Gegen den, wenn auch ersatzgeschwächten, TTC HS Schwarza landete der TTV-6er einen deutlichen 9:0 Sieg. Beim anschließenden Heimspiel gegen den Bischlebener SV waren die Südharzer auf Wiedergutmachung aus und ließen den Gästen kaum einen Chance (9:2).
Eine bittere Niederlage setzte es erneut gegen Mühlhausen. Dabei ergab sich, im Vergleich zum Hinspiel, ein nahezu identischer Spielverlauf. Wieder kamen die Bleicheröder ins Entscheidungsdoppel. Wieder stach das „Ass im Ärmel“ von Mannschaftsführer Tim Liebergesell nicht. Somit stand die dritte Rückrundenniederlage fest (7:9).
Zum Großkampftag vor heimischer Kulisse schlugen zunächst die sympathischen Sportfreunde aus Tabarz in der Löwentorhalle auf. Auf beiden Seiten musste jeweils ein Stammspieler ersetzt werden. Die Südharzer hielten diesmal von Beginn an gut mit. Im Kopf-an-Kopf Rennen erspielten sich die Gastgeber schließlich eine 8:7-Führung. Zum wiederholten Male konnte das Spitzendoppel diese Führung in einen 9:7 Sieg verwandeln. Zum Abendspiel gastierte der SV Schott Jena 3 in Bleicherode. Getragen von der Euphorie des ersten Sieges, zeigte der TTV-6er eine überzeugenden Leistung, welche im zweiten Heimspielsieg des Tages (9:5) mündete.
Mit den Erfolgen des Großkampftages setzten sich die Bleicheröder endgültig im oberen Tabellenmittelfeld fest. „Jeder weitere Schritt nach oben wäre das Sahnehäubchen auf dieser Saison,“ äußerte sich Teamchef Tim Liebergesell zu diesem Zeitpunkt.
Sowohl ein Auswärtsspiel als auch ein Heimspiel standen nun noch auf dem Restprogramm und damit zwei Möglichkeiten die Saison zu vergolden. Diese nutzte das TTV-Sextett eiskalt aus. Gegen stark ersatzgeschwächte Gastgeber aus Zeulenroda gelang ein 9:6 Auswärtserfolg. Zur Freude der Zuschauer fand der Saisonabschluss in der heimischen Spielstätte statt. Dass auch TTZ Sponeta Erfurt 2 stark ersatzgeschwächt anreiste trübte die Stimmung in der prall gefüllten Löwentorhalle nicht. Viel zu groß war die Freude über den 9:3 Sieg und die grandiose Saison des Teams. Durch die Schützenhilfe aus Schwarza (TTC HS Schwarza 8:8 Post SV Mühlhausen 3) überholte das TTV-Flaggschiff auf der Zielgeraden die bis dato drittplatzierten Müntzer-Städter, was den absoluten Höhepunkt dieser Spielzeit markierte. Um es mit den Worten des Teamchefs auszudrücken: aus dem „Sahnehäubchen“ wurde eine Sahnehaube!
Fazit:
Die Liebergesell-Brüder als Grundpfeiler dieser Mannschaft lieferten zuverlässig Punkte und sind aus dem Team nicht wegzudenken. Im mittleren Paarkreuz gehören beide zur Ligaspitze. Für das obere Paarkreuz müssen sowohl Tobias als auch Tim mehr trainieren. Chris Spiegelhauer, mittlerweile ein TTV-Urgestein, punktete konstant und zeigte vor allem in den Entscheidungsdoppeln mit Tobias Liebergesell hervorragende Leistungen. Vier der sechs Entscheidungsspiele gewann die Spitzenpaarung des TTV – ein entscheidender Faktor für den Verlauf dieser Saison. Michael Rutz spielte auch in der zweiten Spielserie im Dress des TTV eine sehr gute Bilanz, holte wichtige Einzelsiege und konnte zunehmend auch im Doppel punkten. Mit Hanjo Hagemeier haben die Südharzer einen absoluten Topspieler hinzugewonnen. Speziell in den entscheidenden Situation lieferte er Topleistungen ab und trug damit einen entscheidenden Anteil an dem Erfolg des Teams. Lennart Czosnyka zahlte das Vertrauen mit herausragenden Auftritten zurück und unterstrich sein Potential. „An ihm wird die Bleicheröder Tischtennisfamilie noch viel Freude haben“, prophezeit der Teamchef. Sowohl Lennart als auch Hanjo fügten sich nicht nur sportlich sondern auch auf zwischenmenschlicher Ebene ideal ins Team ein. Gleiches gilt für die eingesetzten Ersatzspieler.
Die wohl auffälligste Veränderung dieser Saison war das Engagement jedes einzelnen Spielers, was sich vor allem im Teamgeist, der Trainingsmoral und letztlich auch in dem Erfolg widerspiegelte. „Für die kommenden Spielzeit wünsche ich mir einen ähnlichen mannschaftsinternen Zusammenhalt, dann kommt der Erfolg von ganz allein,“ prognostizierte Tim Liebergesell zum Abschluss der Saison. Am Ende ist man sich in Bleicherode einig, dass war eine Saison am Leistungsmaximum mit optimalen Verlauf!
Ausblick:
Nach der Saison ist vor der Saisonvorbereitung! Deshalb soll ein kleiner Ausblick auf die neue Spielzeit gewagt werden- und dieser klingt vielversprechend. Mit Marco Gluza wechselt ein alter Bekannter zurück zum TTV. Das Team wird somit von 6 auf 7 Stammspieler aufgestockt, sodass lästige Personalrotationen weitestgehend vermieden werden können. Marco war in den letzten Jahren für den TTV Oyten (Niedersachsen) sowohl in der Verbands- als auch in der Landesliga aktiv. Mit seiner Erfahrung und Qualität wird er das Team nochmals verstärken.
Einzelbilanzen:
- Hanjo Hagemeier 21:17
- Tim Liebergesell 16:21
- Chris Spiegelhauer 12:13
- Tobias Liebergesell 19:16
- Michael Rutz 20:9
- Lennart Czosnyka 9:8
- Florian Heide 4:9
- Jörg Schneegans 0:1
- Steffen Weber 1:2
- Andreas Müller 0:1
Doppelbilanzen:
- Rutz/Czosnyka 8:2
- Rutz/Heide 2:5
- Rutz/Weber 2:0
- Schneegans/Tobias Liebergesell 1:0
- Tobias Liebergesell/Hagemeier 4:0
- Tobias Liebergesell/Spiegelhauer 14:7
- Hagemeier/Tim Liebergesell 3:14
- Czosnyka/Heide 1:0
- Heide/Tim Liebergesell 1:0
- Weber/Tim Liebergesell 1:0
- Müller/Tim Liebergesell 1:0