Alles rausgeballert
Mit einer wahren Energieleistung haben sich die Bleicheröder Tischtennis-Herren den 4. Platz in der Landesliga-Saison 2017/18 abgesichert. Bevor man jubeln durfte, mussten aber zwei Marathon-Matches abgeliefert werden, die dramatischer kaum hätten sein können.
Thüringenliga:
TTV Bleicherode 8:8 TTC HS Schwarza
In die Kategorie „Bonusspiel“ war die Partie gegen den Tabellendritten aus Schwarza einzuordnen. Und so konnte der TTV-Sechser frei aufspielen und kam durch zwei Doppelerfolge gleich gut in die Partie.
Doch in der ersten Einzelrunde lief es dann nicht wie erhofft, lediglich Hanjo Hagemeier und Michael Rutz holten sich 3:0 Erfolge und hielten damit ihr Team beim Halbzeitstand von 4:5 im Rennen.
Nun steigerten sich die Liebergesell-Brüder. Tobias holte sich im Spitzenduell gegen den starken Philipp Tresselt ein bemerkenswert effektiv herausgespieltes 3:0, Tim wiederum spielte gegen Nachwuchsmann Nico Müller ein sehr cleveres Tischtennis (3:1).
In einem emotionalen Duell musste sich im Anschluss Hanjo Hagemeier gegen Jan Dömming geschlagen geben, dafür lieferten Lennart Czosnyka (3:0 gegen Lukas Hoffmann) und Michael Rutz (3:1 gegen Silvan Weidemüller) ab.
Die zweite Runde lief schon nahe am Limit, da haben wir wirklich Klasse gespielt“, so ein zufriedener Kapitän Tim Liebergesell.
Beim Stande von 8:7 hatte man erstmals einen Punkt gegen die Top-3 der Liga sicher, Tobias Liebergesell/Hanjo Hagemeier wollten den starken Auftritt aber noch veredeln. Anfangs jedoch kamen die Kalistädter gegen Müller/Tresselt überhaupt nicht ins Match (-5,-6), steigerten sich unter dem Beifall der wieder zahlreichen Zuschauer über zusehends (9, 4) und waren im Entscheidungssatz auch lange auf Augenhöhe.
Letztlich erwiesen sich die Südthüringer um Nuancen besser und holten sich durch ein 11:8 den letztlich verdienten Punkt.
„Natürlich sind wir trotz der famosen Gesamtleistung erstmal niedergeschlagen. Aber wir sollten das Positive mitnehmen, wenn wir wieder so spielen, haben wir auch in Jena gute Chancen“, fasst Tim Liebergesell zusammen.
Thüringenliga:
USV Jena 7:9 TTV Bleicherode
Und so machte man sich mit dem Rückenwind des Unentschiedens am frühen Sonntagmorgen auf, um im „Duell um Rang 4“ beim USV zu punkten. Ein Remis brauchte man unbedingt, hatte sich aber erst einmal binnen kürzester Zeit auf den Plastikball einzustellen.
Ganz offensichtlich klappte das nicht schlecht, zudem hatten die Bleicheröder in den Doppeln Nerven aus Stahl. Gleich dreimal siegte man im Entscheidungssatz, vor allem das 12:10 von Tim Liebergesell/Steffen Weber über das Jenaer Spitzenpaar Nußbicker/Sachse kam unverhofft.
Zwar holten sich die Unistädter zwei Siege im oberen Paarkreuz, doch die Nervenstärke kehrte im mittleren Paarkreuz zurück.
Erst holte sich Lennart Czosnyka ein nervenaufreibendes 16:14 im Entscheidungssatz über Eric Nußbicker, da wollte Hanjo Hagemeier nicht nachstehen und gewann ebenfalls mit 16:14 über Nico Sauer im finalen fünften Abschnitt.
„Bis zum 5:2 waren schon 2:30 gespielt, nur ein einziger Satz wurde bis dahin nicht ausgespielt“, blickt der TTV-Teamchef zurück, „bis dahin hatten natürlich auch eine Menge Glück dabei.“
Im unteren Paarkreuz gab es eine kleine Abkühlung. Steffen Weber, der für Michael Rutz ins Team gerutscht war, holte ein souveränes 3:0, während Leon Scholze 0:3 unterlag, sodass man den 3:0 Doppelführung bis hier hin verteidigte (6:3).
Die zweite Runde begann mit einem echten Nackenschlag. Tobias Liebergesell war gegen Robert Göpfert absoluter Chef im Ring, führte 2:0 und hatte beim Stande von 10:7 Matchbälle. Nun jedoch riss der Konzentrationsfaden, der Jenaer wehrte weitere 5 Matchbälle ab und holte sich den dritten Satz mit 21:19, was ihn derart beflügelte, dass der Fünfsatzsieg fast logische Konsequenz war.
Nun gab es einen echten Bruch im Spiel der Kalistädter, während die Jenaer aufdrehten.
Tim Liebergesell (1:3 gegen Steven Sachse), Hanjo Hagemeier (0:3 gegen Eric Nußbicker) und Lennart Czosnyka (0:3 gegen Nico Sauer) bleiben letztlich chancenlos, womit man urplötzlich 6:7 im Hintertreffen lag und das untere Paarkreuz einem gehörigen Druck aussetzte.
Und wie sollte es anders sein, auch hier ging es jeweils in den Entscheidungssatz. Steffen Weber lieferte sich mit Felix Giesert ein Duell auf Augenhöhe, am Ende war es wohl die Routine, die dem Bleicheröder zu einem 11:8 im Finaldurchgang verhalf. Noch spannender machte es Leon Scholze, der gegen Jens Brühschwein schon 1:2 zurücklag, sich dann aber noch einmal steigern konnte. Mit 11:6 und 11:9 holte sich der Youngster einen hauchdünnen Sieg, der das angestrebte Remis absicherte.
„Das war schon eine echte Berg- und Talfahrt. Erst lief alles für uns, dann drehen die Jenaer auf, am Ende hatten wir wieder das nötige Glück“, war Tim Liebergesell fertig mit den Nerven.
Getoppt wurde das Ganze nun vom Entscheidungsdoppel, welches allein 45 Minuten andauerte und bei dem die vier Protagonisten Tobias Liebergesell/Hanjo Hagemeier und Steven Sachse/Eric Nußbicker ein wahres Feuerwerk entzündeten. Reihenweise hochklassige Ballwechsel, spektakuläre Aktionen, da hatten wirklich alle Anwesenden in der Halle ihren Spaß.
Beim Stande von 2:1 und 10:7 hätten die Bleicheröder bereits alles beenden können, aber diese drei Matchbälle und weitere 5 im Verlauf der Verlängerung reichten nicht, mit 20:18 holten sich die Jenaer den Satzausgleich. Und euch im Entscheidungssatz brauchten Tobias und Hanjo weitere drei Chancen, um nach 4:40 Stunden mit einem 12:10 den Sieg einzutüten.
Der Rest war pure Freude, die sich zur Erschöpfung gesellte.
Das war ein richtig starkes Wochenende, wir haben alles rausgeballert und noch einmal gezeigt hat, dass wir vollkommen zurecht im oberen Bereich der Landesliga mitmischen. Wir hatten eine richtig starke Saison, ich muss meinem Team wirklich ein Kompliment machen“, so der TTV-Kapitän nach dem Match.
Eine Partie steht noch aus, wenn man am 13.04. auf Bischleben trifft. Dann will man in heimischer Halle gemeinsam mit den Fans feiern und die Spielzeit würdig ausklingen lassen.
TTV gesamt: Hanjo Hagemeier 3,5; Lennart Czosnyka 3; Tobias Liebergesell, Michael Rutz, Steffen Weber 2,5; Tim Liebergesell, Leon Scholze 1,5