Ein echter Marathon

Es war ein Marathonwochenende für die Bleicheröder Tischtennis-Männer. Mit tollen Ballwechseln, großartiger Stimmung und kampfstarken Akteuren. Bei der abschließenden Bewertung schwankten die Meinungen jedoch.

Rein rational betrachtet hat man aus drei Partien „nur“ einen Sieg geholt, mit Schott Jena III dabei einen direkten Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt knapp besiegt. Spielerisch und kämpferisch war es hingegen ein richtiges Highlight, was die TTV-Männer, speziell am Samstag abbrannten.


Thüringenliga: TTV Bleicherode 6:8 Schott Jena II

Vor der Partie gegen Spitzenreiten Schott Jena II (26:2 Punkte) stellte sich die Frage: Voll angreifen und alles probieren, oder Kräfte für die weiteren Partien sparen?
Die Antwort gab der Spielverlauf. Bis zum 2:4 verlief alles recht normal, dann jedoch stellte der überragende Sebastian Carl mit einem klaren 3:1 im Spitzenduell gegen Linus Stieler die Ampel auf Grün. Hanjo Hagemeier nahm die Vorlage auf, belohnte sich mit einem 14:12 im Entscheidungssatz gegen Hasan Bradei für seinen Kampfgeist und spätestens mit dem 3:1 von Tim Liebergesell über Andrei Fiodarau war ein Zähler in Reichweite (5:4).

Es folgten drei quälend spannende Fünfsatzkrimis, keine leichte Kost für die enthusiastischen Zuschauer, mit dem Ausgleich zum 6:6. Nun zeigte sich der Oberliga-Anwärter einen Tick cleverer: Virozub besiegte Hanjo Hagemeier 3:1, Bradei holte sich ein umkämpftes 3:2 gegen Michael Rutz zum 8:6 Auswärtserfolg. Nach über 3 Stunden standen die Kalistädter doch mit leeren Händen da.

„Wir hatten jetzt beide Spitzenteams in unserer Halle auf der Pfanne“, war Michael Rutz nach der Partie erstaunlich gefasst, „aber es fehlen am Ende immer Kleinigkeiten für solche Big-Points.“


Thüringenliga: TTV Bleicherode 8:6 Schott Jena III

Nach kurzer Pause musste man den Ärger abstreifen, gegen Schott Jena II (9:19 Punkte) war ein Sieg Pflicht. Die hatten in der Vorwoche überraschend den Dritten aus Zeulenroda besiegt und zeigten sich auch in Bleicherode in starker Verfassung.

Schön zu sehen war, dass auch zahlreiche Fußballer von Glückauf inzwischen den Weg in die Löwentorhalle gefunden hatte, ein Aufruf in den sozialen Netzwerken sorgte für beste Stimmung, die durch die besondere Spannung bis zum letzten Ballwechsel anhielt. Tolle Aktion.

Die Kalistädter erwischten den erhofften 2:0 Start mit den Doppeln, bekamen die Jenaer aber bis zum 5:5 nicht richtig in den Griff.

„Eigentlich lief alles auf ein Unentschieden hinaus“, gibt Sebastian Carl zu, der mit einem 3:0 über Dominik Panzer den Pflichtsieg zum 6:5 eintüten konnte.

Am Nachbartisch arbeitetet Tim Liebergesell an der Überraschung gegen den Einser der Jenaer Lucas Hörhold. Nach einem 2:0 (4,10) schien dem Bleicheröder zwar förmlich die Puste auszugehen (-3,-9). Im Entscheidungssatz klappte dann aber wieder alles, das 11:3 sicherte schon einmal das Remis ab (7:5).

Nun hoffte man auf Hanjo Hagemeier, der sich aber am Nachwuchsmann Sarkis Grigoryan, wie alle anderen TTV-Akteure, die Zähne ausbiss.

So musste Micha Rutz in die Bresche springen und schaffte das gegen Artemii Solomennyk in stoischer Ruhe mit Bravour. Gegen den Zweier der Gäste zeigte der Bleicheröder Vierer genau zum richtigen Zeitpunkt seine beste Saisonleistung und machte mit einem 3:1 die Halle zum Tollhaus.

Noch ist alles möglich für die Bleicheröder Erste (©Jan Zablowski)

„Erst einmal herrscht bei mir pure Erleichterung vor. Dieses Spielt hat enorm Körner gekostet und war brutal wichtig“, fasst Teamchef Tim Liebergesell zusammen, „aber ich trauere auch noch der verpassten Gelegenheit gegen Schott II hinterher, da bin ich ehrlich.“


Thüringenliga: Post SV Mühlhausen 8:4 TTV Bleicherode

Nach kurzer Nacht stand im Sonntagmittag in Mühlhausen die dritte Partie des Wochenendes bevor. Auf den Bundesliga-Court der Müntzerstädter lief man aber schnell einem 0:2 nach den Eingangsdoppeln hinterher.

Trotz zweier Siege von Sebastian Carl (3:0 gegen Christian Reim) und Tim Liebergesell (3:2 gegen Toby Kölling) gelang es nie, Druck auf die Gastgeber aufzubauen.

Ein paar Highlights gab es aber dennoch: Sebastian Carl setzte sich souverän gegen Trainingspartner Chris Albrecht durch und holte sich mit letzten Kräften ein 3:2 gegen Simon Stützer.
9:0 Einzel-Siege an einem Wochenende, Chapeau.

Eine Partie sorgte dann noch für Aufsehen. Tim Liebergesell hatte Chris Albrecht beim Stand von 10:7 im Entscheidungssatz auf dem Schläger. Aber insgesamt 5 Matchbälle reichten dem TTV-Kapitän nicht, am Ende stand ein bitteres 13:15 und ein 4:8 Gesamtergebnis.

Viel Zeit zur Regeneration bleibt nicht, denn auch am kommenden Wochenende wartet wieder ein Doppelspieltag. Erst reist man am Samstag nach Zeulenroda und fordert dort den Tabellendritten heraus, dann empfängt man am Sonntag um 12 Uhr in der Löwentorhalle den Sechstplatzierten vom USV Jena II, den man mit einem Sieg überholen könnte.

TTV: Sebastian Carl 10; Tim Liebergesell 3,5; Hanjo Hagemeier 2,5; Michael Rutz 2